Was ist denn nun eigentlich Coaching

„Was ist denn nun eigentlich Coaching“, fragte mich vor kurzem eine Bekannte, die ob der vielen aus dem Boden schießenden Komposita leicht verwirrt war. Ich muss zugeben, auch ich frage mich inzwischen, ob es noch sinnvoll ist, sich Coach bzw. Coachin (gibt’s laut Duden tatsächlich als weibliche Form!) zu nennen.

Denn jede und jeder, der irgendwie mit irgendwem arbeitet ist heutzutage Coach. Da wird für den Fettverbrennungscoach ebenso geworben wie für den Gesundheitscoach – je nach Branche gerne mal auch auf Englisch, dann ist das der Health Care Coach. Es gibt den Marketing-Coach, den Gründungscoach, den Laufcoach, dann gibt’s da natürlich auch noch den wingwave Coach, den Hypnosecoach, den Persönlichkeitscoach oder Personal Coach, wobei bei letzterem wiederum nicht sicher ist, ob der Ihre körperliche Fitness trainiert, oder aber als psychologischer Berater fungiert. Es gibt den Body Coach, der wahrscheinlich ähnlich arbeitet wie der Fettverbrennungscoach, und in diesem Zusammenhang auch noch den Diätcoach. Es gibt den Farbcoach, den Kniggecoach, weiter den Life Coach, den Hochsensiblen- und den Hochbegabtencoach, es gibt den Werte- und den Sinncoach, oder den Business- und den Management Coach, die wahrscheinlich beide dasselbe machen. Diese Liste könnte wahrscheinlich ewig weiterentwickelt werden, und wenn ich hier aufhöre mit der Aufzählung, dann nur, weil ich denke, dass das Problem mehr als deutlich wird. Coach sein ist in, wenn aber jede beratende Dienstleistung Coaching ist, ist Coaching nicht mehr definierbar und der Begriff so beliebig, dass er unbrauchbar wird.

Und selbst wenn ich mich jetzt einschränke auf eine engere Definition, wie sie in Fachkreisen publiziert wird, also auf die im Unternehmensbereich stattfindende prozessorientierte Beratung, ist die Verwirrung noch nicht vorbei. Denn auch dann wird noch unterschieden nach den unterschiedlichen psychotherapeutischen Schulen, aus denen heraus sich die einzelnen Ansätze und Methoden entwickelten: zwischen dem kognitiv-verhaltensorientierten und dem sich daraus entwickelnden lösungsorientierten, dem systemischen oder auch hypno-systemischen, dem humanistisch-existentialistischen oder auch dem tiefenpsychologischen Coach.

Sollten Ihnen jetzt der Kopf schwirren, ob all der Coaches und Coachinnen, die sich im Netz und im realen Leben irgendwo da draußen tummeln, so kann ich Sie gut verstehen. Mir geht’s nicht anders – schlimmer noch, ich bin eine von ihnen und ich bin es gerne.

Und gerade weil ich es bin, bin ich so besorgt, was den inflationären Gebrauch des Begriffs angeht, geht es doch letztlich um eine wissenschaftlich begründbare Leistung, deren Zustandekommen nicht beliebig ist. Doch woher sollen Sie wissen, wer der oder die Richtige für Sie ist, wenn Sie Unterstützung suchen.

Da gibt’s nur eines: Achten Sie auf fachliche Qualifikationen, sowie methodische und persönliche Kompetenzen. Welche Qualitätskriterien in der Fachliteratur beschrieben werden, können Sie z.B. bei Heß und Roth, Professionelles Coaching, nachlesen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier.

Und über diese Qualitätskriterien hinaus geht es dann auch noch um das, was wir Psychologinnen und Psychologen Beziehungsqualität nennen. Sie trägt ganz entscheidend zum Erfolg eines Prozesses bei. Und ob Sie sich und dem Coach zutrauen, eine gute Beziehung aufzubauen, das können Sie nur durch die persönliche Begegnung entscheiden.

Ich biete meinen Klientinnen und Klienten auf Wunsch kostenlose, maximal 30 minütige Erstgespräche an, die beiden Seiten helfen, diese Entscheidung zu treffen. Denn nicht nur der Klient, auch der Coach muss für sich entscheiden, ob es vom Thema her passt und ob die für den Coaching-Prozess notwendige Beziehungsqualität aufgebaut werden kann.

3 Kommentare to “Was ist denn nun eigentlich Coaching”

  1. Holger Werries (Systemischer Coach und Pastor) said:

    Mrz 30, 12 at 10:07

    Danke für diesen genialen Artikel! Das musste mal gesagt werden, auch wenn ich natürlich auch einer dieser Zunft bin…
    Ich habe beim Lesen gedacht: Mensch, eigentlich ist der Coach all das, was uns unsere Eltern nicht waren. Vielleicht so etwas wie ein Mentor, wie damals in der Antike zu Platons Zeiten, als die jungen Männer (heute wären natürlich auch Frauen dabei) sich einen Mentor für eine Zeit aussuchten und mit ihm gingen (Philosophenschulen der Antike). Ach ja, ich glaube, Jesus war auch so etwas ähnliches – kein philosophischer Lehrer, aber eine nachhaltig bis heute wirkende Inspirationskraft – eben Gott mit uns und seit Pfingsten Gott in uns – aber das nur am Rande… 😉
    Worum geht es denn beim Coaching? Um Fettverbrennung? Sich umzuprogrammieren? Für mich ist es v.a. ein Stück Lebensbegleitung, Weiterentwicklung usw.
    Ob ich dann Coach, Mentor, geistlicher Begleiter oder etwas anderes bin, ist erstmal egal. Hauptsache, ich bin darin authentisch, professionell und dem Menschen zugewandt.

  2. Frank Ulrich said:

    Jul 16, 14 at 17:21

    Es findet ein Wandel statt. Früher waren unsere Eltern und manch ein Lehrer unsere einzigen „Coaches“. Mehr brauchten/wollten wir auch nicht. Wir hatten Zeit, manchen Fehler selber zu machen und daraus zu lernen. Zwei Dinge haben sich geändert. In einer immer komplexren Welt benötigen wir ständig Hilfe, um Aufgaben komplex zu begegnen UND es gibt zwischenzeitlich eine „Hilfekultur“, diese für Geld auch anzunehmen. Persönlich finde ich es sehr angenehm, für manche Aufgabenstellungen auf den Rat von Spezialisten zurückzugreifen. Das fängt bei der Krawattenauswahl an …

  3. schaeferin said:

    Jul 16, 14 at 23:01

    Lieber Frank, danke für Deinen Kommentar. Für mich wäre die Frage, ob Du den Berater beim Krawattenkauf denn dann auch einen „Coach“ nennen würdest.


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